PV-Überschussladen: So lädst du dein E-Auto mit Solarstrom

PV-Überschussladen ermöglicht es, das Elektroauto intelligent mit selbst erzeugtem Solarstrom zu laden – und zwar genau dann, wenn die Photovoltaikanlage mehr Energie produziert als der Haushalt verbraucht. Das senkt die Ladekosten, erhöht die Eigenverbrauchsquote und macht die Elektromobilität noch nachhaltiger.

@Canva

In diesem Artikel:

Was ist PV-Überschussladen?

PV-Überschussladen beschreibt eine intelligente Ladetechnologie, bei der das Elektrofahrzeug bevorzugt oder ausschließlich mit dem Stromüberschuss der eigenen Photovoltaikanlage geladen wird. Statt überschüssigen Solarstrom ins Netz einzuspeisen und dafür eine vergleichsweise niedrige Einspeisevergütung von etwa 7,9 Cent pro kWh zu erhalten, wird dieser direkt zur Ladung des E-Autos genutzt.

Das Prinzip basiert auf einer intelligenten Steuerung: Eine Wallbox mit PV-Überschussladefunktion kommuniziert mit dem Energiemanagementsystem der PV-Anlage und passt die Ladeleistung dynamisch an die aktuell verfügbare Solarleistung an. So wird der Eigenverbrauch maximiert und die Abhängigkeit vom Netzstrom minimiert.

Tipp: Moderne Wallboxen mit PV-Überschussladen lassen sich oft per App steuern und zeigen transparent an, wie viel Solarstrom tatsächlich ins Fahrzeug geflossen ist.

Wie funktioniert PV-Überschussladen technisch?

Die technische Umsetzung des PV-Überschussladens erfordert mehrere Komponenten, die intelligent miteinander kommunizieren:

Benötigte Komponenten

  1. Photovoltaikanlage: Erzeugt den Solarstrom, idealerweise mit ausreichender Leistung (mindestens 5-10 kWp für effektives Überschussladen)
  2. Intelligente Wallbox: Mit integrierter oder nachrüstbarer Überschussladefunktion
  3. Energiemanagementsystem: Misst Erzeugung, Verbrauch und Überschuss in Echtzeit
  4. Smart Meter oder Stromzähler: Erfasst die Stromflüsse zwischen PV-Anlage, Haushalt, Wallbox und Netz

Ablauf des Ladevorgangs

Der Ladevorgang beim PV-Überschussladen läuft typischerweise in folgenden Schritten ab:

  1. Das Energiemanagementsystem erfasst kontinuierlich die PV-Erzeugung und den Haushaltsverbrauch
  2. Bei ausreichend Überschuss startet die Wallbox automatisch den Ladevorgang, je nach System und Einstellung
  3. Die Ladeleistung wird dynamisch an den verfügbaren Überschuss angepasst
  4. Bei Unterschreitung der Mindestleistung oder bei Bedarf kann auf Netzstrom umgeschaltet werden
  5. Bei starker Sonneneinstrahlung wird die Leistung bis zur maximalen Ladeleistung der Wallbox erhöht

Hinweis: Die meisten Systeme bieten verschiedene Lademodi an: reines Überschussladen (nur Solar), priorisiertes Überschussladen (Solar + bei Bedarf Netz) oder Schnellladen (volle Leistung aus Netz und Solar). Beachten Sie dabei die Mindestladeleistung: Für einphasiges Laden reichen oft 1,4 kW, für dreiphasiges Laden werden jedoch mindestens 4,1 kW (3 x 6 Ampere) benötigt. Stellen Sie sicher, dass Ihre Wallbox und Ihr Fahrzeug einphasiges Laden mit geringer Leistung unterstützen, wenn Sie auch bei schwächerer Sonneneinstrahlung laden möchten.

Vorteile von PV-Überschussladen

Das Laden des E-Autos mit selbst erzeugtem Solarstrom bietet zahlreiche Vorteile:

Finanzielle Vorteile

  • Niedrigere Ladekosten: Solarstrom kostet nur etwa 10-15 Cent pro kWh (Gestehungskosten), während Netzstrom durchschnittlich bei 39,6 Cent/kWh liegt (Stand: November 2025)
  • Höhere Eigenverbrauchsquote: Statt 7,9 Cent Einspeisevergütung zu erhalten, spart man die Differenz zum Netzbezugspreis, das sind über 30 Cent pro kWh
  • Amortisation der PV-Anlage: Durch höheren Eigenverbrauch amortisiert sich die Photovoltaikanlage schneller
  • THG-Prämie zusätzlich: E-Auto-Halter:innen können weiterhin die THG-Prämie beantragen und so zusätzlich profitieren

Ökologische Vorteile

  • 100% erneuerbare Energie: Direkter Verbrauch von sauberem Solarstrom ohne Umwege
  • Reduzierte CO₂-Emissionen: Maximierung der klimafreundlichen Mobilität
  • Netzentlastung: Weniger Einspeisung und Netzbezug reduzieren Belastungsspitzen

Praktische Vorteile

  • Unabhängigkeit: Geringere Abhängigkeit von Strompreisschwankungen
  • Automatisierung: Einmal eingerichtet, läuft das System selbstständig
  • Flexibilität: Verschiedene Lademodi je nach Bedarf und Situation

Mit einem E-Auto Laden Kosten Rechner lässt sich das Einsparpotenzial individuell berechnen.

Voraussetzungen für effektives PV-Überschussladen

Um PV-Überschussladen optimal zu nutzen, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

Komponente Mindestanforderung Optimal
PV-Leistung 5 kWp 8–10 kWp
Wallbox 11 kW, PV-fähig 11–22 kW mit Energiemanagement
Batteriespeicher Optional 5–10 kWh empfohlen
Fahrzeug-Batteriekapazität 40 kWh 60+ kWh

Tipp: Eine größere PV-Anlage (8-10 kWp) ermöglicht auch bei wechselhaftem Wetter ausreichend Überschuss für das E-Auto laden. Für effektives dreiphasiges Laden sollten dauerhaft mindestens 4,1 kW Überschuss zur Verfügung stehen.

Organisatorische Voraussetzungen

  • Regelmäßige Standzeiten tagsüber: Das Fahrzeug sollte idealerweise während sonniger Stunden zu Hause stehen
  • Ausreichende Anlagenleistung: Die PV-Anlage muss nach Abzug des Haushaltsverbrauchs genug Überschuss erzeugen
  • Kompatible Systeme: Wallbox, PV-Wechselrichter und Energiemanagement müssen zusammenarbeiten

PV-Überschussladen mit Batteriespeicher kombinieren

Die Kombination von PV-Überschussladen mit einem Batteriespeicher erhöht die Flexibilität deutlich:

Vorteile des Batteriespeichers

Ein Batteriespeicher ermöglicht das Laden des E-Autos auch in den Abendstunden oder nachts mit tagsüber gespeichertem Solarstrom. Die typische Funktionsweise: Tagsüber wird zunächst der Haushalt versorgt, dann das E-Auto geladen und überschüssige Energie in den Batteriespeicher eingelagert. Abends und nachts kann das E-Auto dann aus dem Speicher geladen werden.

Hinweis: Bei der Dimensionierung sollte beachtet werden, dass ein Batteriespeicher mit 10 kWh Kapazität einem Elektroauto nur etwa 50-60 km zusätzliche Reichweite bietet. Für vollständiges Laden größerer Batterien bleibt direktes PV-Laden tagsüber effizienter.

Wirtschaftlichkeit: Lohnt sich PV-Überschussladen?

Die Wirtschaftlichkeit von PV-Überschussladen hängt von mehreren Faktoren ab:

Beispielrechnung

Ausgangssituation:

  • Jährliche Fahrleistung: 15.000 km
  • Verbrauch E-Auto: 18 kWh/100 km
  • Benötigte Strommenge: 2.700 kWh/Jahr
Ladeart Kosten pro kWh Jahreskosten
Netzstrom 0,396 € 1.069 €
Öffentliche Ladesäule 0,45–0,79 € 1.215–2.133 €
PV-Überschussladen 0,10–0,15 € 270–405 €
Ersparnis gegenüber Netzstrom - 664–799 €/Jahr

Zusätzlich können E-Auto-Halter:innen die THG-Prämie beantragen und so weitere 170-450 € pro Jahr erhalten, abhängig vom gewählten Modell.

Amortisation der Wallbox

Eine PV-fähige Wallbox kostet zwischen 800 und 1.500 €. Bei einer jährlichen Ersparnis von 650-800 € durch PV-Überschussladen amortisiert sich die Investition bereits nach 1 bis 2,5 Jahren.

Die besten Wallboxen für PV-Überschussladen

Bei der Auswahl einer geeigneten Wallbox für Zuhause sollten folgende Funktionen vorhanden sein:

Wichtige Ausstattungsmerkmale

  • Dynamische Leistungsregelung: Anpassung der Ladeleistung an verfügbaren Überschuss, idealerweise ab 1,4 kW (einphasig) bis 11 kW
  • Kommunikationsschnittstellen: Modbus TCP, EEBUS oder herstellerspezifische Protokolle für nahtlose Integration
  • Mehrere Lademodi: Überschuss, Minimum+Überschuss, Schnellladen
  • Einphasiges Laden: Unterstützung von niedrigen Ladeleistungen für optimale Überschussnutzung
  • Smart-Home-Integration: Einbindung in bestehende Systeme
  • Lastmanagement: Bei mehreren Ladepunkten oder begrenztem Hausanschluss

Tipp: Achten Sie unbedingt auf die Kompatibilität zwischen Wallbox-Hersteller und PV-Wechselrichter. Die Kommunikation erfolgt meist über EEBUS oder Modbus TCP, jedoch funktionieren manche Systeme nur innerhalb derselben Herstellerfamilie optimal. Prüfen Sie vor dem Kauf die Kompatibilitätsliste Ihres Wechselrichters.

PV-Überschussladen vs. dynamischer Stromtarif

Beide Ansätze zielen darauf ab, E-Autos günstiger zu laden, funktionieren aber unterschiedlich:

PV-Überschussladen

  • Nutzt selbst erzeugten Solarstrom
  • Unabhängig von externen Preisschwankungen
  • Hohe Eigenverbrauchsquote
  • Begrenzt auf Sonnenstunden und PV-Leistung

Dynamischer Stromtarif

  • Nutzt günstigen Netzstrom zu bestimmten Zeiten
  • Abhängig von Börsenpreisen und Tageszeit
  • Flexibel rund um die Uhr
  • Keine eigene PV-Anlage erforderlich

Mehr Informationen zu dynamischen Stromtarifen finden Sie in unserem separaten Artikel.

Hinweis: Beide Systeme können kombiniert werden: Tagsüber PV-Überschussladen, nachts Laden mit günstigem Nachtstrom aus einem dynamischen Tarif.

Steuerliche Aspekte und Förderungen

Beim PV-Überschussladen gibt es einige steuerliche Besonderheiten zu beachten:

Steuerbefreiung für PV-Anlagen

Seit 2023 sind PV-Anlagen von der Einkommensteuer befreit. Ab dem 1. Januar 2025 gilt diese Befreiung für Anlagen mit bis zu 30 kWp pro Wohn- oder Gewerbeeinheit (gebäudeunabhängig). Das bedeutet: Einnahmen aus der Einspeisevergütung müssen nicht versteuert werden, und auch der selbst verbrauchte Strom bleibt einkommensteuerfrei. Zusätzlich gilt seit 2023 der Nullsteuersatz bei der Umsatzsteuer für die Anschaffung und Installation von PV-Anlagen.

THG-Prämie kombinieren

E-Auto-Halter:innen können weiterhin die THG-Prämie beantragen, auch wenn sie hauptsächlich mit Solarstrom laden. Die THG-Prämie für 2026 beträgt bis zu 450 € für reine Elektroautos.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, öffentliche Wallboxen im Ladestromportal anzumelden und auch dafür eine THG-Prämie zu erhalten.

Praxistipps für optimales PV-Überschussladen

Um das Maximum aus PV-Überschussladen herauszuholen, helfen folgende Tipps:

Ladezeiten optimieren

  • Fahrzeug tagsüber anstecken: Auch wenn die Batterie nicht leer ist – jede kWh Solarstrom zählt
  • Vormittags bis früher Nachmittag ideal: Zwischen 10 und 16 Uhr ist die Sonneneinstrahlung meist am höchsten
  • Wettervorhersage nutzen: An sonnigen Tagen gezielt zu Hause laden

Haushaltsverbrauch berücksichtigen

  • Großverbraucher zeitversetzt nutzen: Waschmaschine, Geschirrspüler etc. nicht gleichzeitig mit dem E-Auto betreiben
  • Mindestleistung sicherstellen: Für einphasiges Laden 1,4 kW, für dreiphasiges Laden mindestens 4,1 kW dauerhaft verfügbar halten

Monitoring nutzen

Moderne Energiemanagementsysteme zeigen in Echtzeit:

  • Aktuelle PV-Erzeugung
  • Haushaltsverbrauch
  • Ladeleistung des E-Autos
  • Eigenverbrauchsquote

So lassen sich Optimierungspotenziale schnell erkennen und nutzen.

Zusammenfassend: PV-Überschussladen macht E-Mobilität günstiger und grüner

PV-Überschussladen ist eine der effizientesten Methoden, um die Betriebskosten eines Elektroautos zu senken und gleichzeitig die Umweltbilanz zu verbessern. Wer bereits eine Photovoltaikanlage besitzt oder deren Anschaffung plant, sollte PV-Überschussladen unbedingt in die Planung einbeziehen.

Die Kombination aus selbst erzeugtem Solarstrom, intelligenter Wallbox und der zusätzlichen THG-Prämie macht die Elektromobilität nicht nur nachhaltiger, sondern auch wirtschaftlich attraktiver. Mit Gestehungskosten von 10-15 Cent pro kWh für Solarstrom gegenüber durchschnittlich 39,6 Cent für Netzstrom lassen sich die Ladekosten auf ein Viertel reduzieren.

Besonders für Eigenheimbesitzer:innen mit regelmäßigen Standzeiten des E-Autos tagsüber bietet PV-Überschussladen ein erhebliches Einsparpotenzial von 650-800 € pro Jahr, bei gleichzeitiger Maximierung der Eigenverbrauchsquote der PV-Anlage.

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