Ad hoc Laden am E-Auto: Was du über Kosten & Nutzen wissen musst

Das spontane Laden ohne Vertrag - sogenanntes ad hoc Laden, klingt unkompliziert, ist in der Praxis aber oft deutlich teurer als vertragsbasierte Ladelösungen. Laut ADAC-Untersuchungen kann ad hoc Laden bis zu 62 Prozent mehr kosten als das Laden mit Ladekarte oder App. Dieser Artikel zeigt, warum die Preise so hoch sind und wie sich die zusätzlichen Kosten vermeiden lassen.

@Canva

In diesem Artikel:

Was ist ad hoc Laden?

Ad hoc Laden bezeichnet das spontane Aufladen eines Elektrofahrzeugs an öffentlichen Ladesäulen ohne bestehende Vertragsbindung zu einem Stromanbieter oder Ladetarif-Anbieter. Dabei zahlt man direkt vor Ort, meist per EC- oder Kreditkarte am Kartenleser der Ladesäule.

Diese Lademethode wurde durch die EU-Verordnung AFIR (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) seit April 2024 vorgeschrieben: Neue Schnellladesäulen ab 50 kW müssen mit einem Kartenleser oder einer kontaktlosen Bezahlmöglichkeit ausgestattet sein. Das Ziel: Das Stromtanken soll so einfach und transparent werden wie das Tanken fossiler Kraftstoffe.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Während die Bezahlung mittlerweile an vielen Säulen problemlos funktioniert, sind die Preise für ad hoc Laden oft erheblich höher als bei vertragsbasierten Tarifen.

Wie viel kostet ad hoc Laden wirklich?

Die Kosten für ad hoc Laden variieren je nach Anbieter, Standort und Ladegeschwindigkeit erheblich. Aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2025 zeigen folgendes Bild:

Preise an AC-Ladepunkten (Normalladen):

  • Durchschnittlich 0,52 Euro pro kWh
  • Das entspricht etwa 10,45 Euro für 100 Kilometer Reichweite

Preise an DC-Schnellladern:

  • Durchschnittlich 0,68 Euro pro kWh
  • Das entspricht etwa 12,24 Euro für 100 Kilometer Reichweite

Extreme Beispiele an Autobahnen:

  • An Autobahnraststätten wurden bei ADAC-Stichproben ad hoc Preise von bis zu 0,84 Euro pro kWh gemessen
  • Im Vergleich dazu zahlen Kund:innen mit Ladekarte an derselben Säule oft nur 0,52 Euro pro kWh

Vergleich: ad hoc Laden vs. Ladetarif

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Preisdifferenz: Wer mit einem VW ID.3 (Verbrauch: 18,0 kWh/100 km) unterwegs spontan ohne Vertrag lädt, zahlt bei EnBW im ad hoc Tarif 0,79 Euro pro kWh – also 14,22 Euro für 100 Kilometer. Mit dem EnBW Ladetarif S (ohne Grundgebühr) sinken die Kosten auf 0,65 Euro pro kWh (11,70 Euro/100 km), beim Ladetarif M mit Grundgebühr sogar auf 0,49 Euro pro kWh (8,82 Euro/100 km).

Tipp: Bei regelmäßiger Nutzung öffentlicher Ladesäulen lohnt sich fast immer ein Ladetarif – auch ohne monatliche Grundgebühr.

Warum ist ad hoc Laden so teuer?

Die hohen Preise beim ad hoc Laden haben mehrere Ursachen:

1. Fehlender Wettbewerb durch lokale Monopole

An den meisten Standorten betreibt nur ein einziger Anbieter die Ladesäule. Echter Preiswettbewerb entsteht dadurch nicht. Während an Tankstellen mehrere Betreiber um Kund:innen konkurrieren, gibt es bei Ladeinfrastruktur meist nur einen Anbieter pro Standort – was aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar ist, da sich konkurrierende Säulen am selben Ort nicht rechnen würden.

2. Roaming-Kosten

Wenn Fahrer:innen mit einer Ladekarte eines Drittanbieters laden, fallen sogenannte Roaming-Gebühren an. Der Ladekartenbetreiber muss den Strom über den Säulenbetreiber beziehen und zahlt dafür Entgelte, die bis zu 194 Prozent über den regulären Tarifen liegen können. Diese Mehrkosten werden an die Endkund:innen weitergegeben.

3. Höhere Transaktionskosten

Bei ad hoc Laden entstehen für jeden Ladevorgang separate Transaktions- und Abrechnungskosten. Während Vertragskund:innen monatlich oder quartalsweise abgerechnet werden, muss bei ad hoc jede Zahlung einzeln verarbeitet werden – das erhöht die Verwaltungskosten.

4. Intransparente Preisgestaltung

Im Gegensatz zu Kraftstoffpreisen, die an Tankstellen gut sichtbar angezeigt werden, fehlt bei vielen Ladesäulen die Preistransparenz. Erst beim Bezahlvorgang wird oft klar, wie teuer das Laden tatsächlich war. Diese mangelnde Vergleichbarkeit begünstigt überhöhte Preise.

Hinweis: Laut einer ADAC-Umfrage fordern 96 Prozent der Befragten, dass Ladepreise wie beim Tanken vorab klar angezeigt werden sollten. Über die Hälfte hält die aktuelle Preisgestaltung für nicht ausreichend transparent.

Ad hoc Laden an Autobahnen: Besonders teuer

An Autobahnraststätten und Autohöfen sind die Preisunterschiede zwischen ad hoc Laden und vertragsbasiertem Laden besonders gravierend. Der ADAC stellte bei Stichproben entlang deutscher Autobahnen fest:

  • Ad hoc Laden kostet hier teilweise bis zu 62 Prozent mehr als mit Vertragstarif
  • Statt 0,52 Euro pro kWh zahlen spontane Lader:innen schnell 0,84 Euro
  • Für eine Ladung von 50 kWh bedeutet das einen Mehrpreis von bis zu 16 Euro

Auf Langstrecken, wo man auf Schnelllader angewiesen ist und nicht flexibel zu günstigeren Standorten ausweichen kann, trifft das ad hoc Laden Reisende besonders hart.

So lässt sich ad hoc Laden vermeiden

Die gute Nachricht: Mit etwas Vorbereitung lassen sich die hohen Kosten für ad hoc Laden komplett umgehen. Hier sind die wichtigsten Strategien:

1. Ladetarif ohne Grundgebühr wählen

Viele Anbieter bieten Ladetarife an, die keine monatliche Grundgebühr verlangen. Diese Tarife eignen sich perfekt für Gelegenheitslader:innen und bieten trotzdem deutlich bessere Preise als ad hoc Laden.

Empfehlenswerte Anbieter ohne Grundgebühr finden Sie in unserem Beitrag.

Die Anmeldung dauert meist nur wenige Minuten und die Ladekarte oder App ist sofort einsatzbereit.

2. Mehrere Ladekarten mitführen

Da nicht alle Ladetarif-Anbieter Zugriff auf alle Ladesäulen haben, empfiehlt es sich, mindestens zwei Ladekarten mitzuführen:

  • Eine Karte eines lokalen Anbieters (z.B. Stadtwerke) für die Region, in der man hauptsächlich unterwegs ist
  • Eine Karte eines überregionalen Anbieters mit breiter Netzabdeckung (z.B. EnBW, ADAC e-Charge, Plugsurfing) für Reisen

Mit dieser Kombination hat man an etwa 9 von 10 Ladestationen Zugriff auf günstigere Tarife.

3. Lade-Apps nutzen

Praktisch alle Ladetarif-Anbieter bieten mittlerweile Apps an, über die man Ladesäulen aktivieren und bezahlen kann. Viele Apps zeigen auch Preise im Voraus an, sodass man gezielt günstigere Ladepunkte ansteuern kann.

Beliebte Lade-Apps:

  • EnBW mobility+ App
  • ADAC e-Charge App
  • Plugsurfing App
  • Shell Recharge App

Einen detaillierten Vergleich der besten Apps finden Sie in unserem Artikel zur besten App für E-Auto Laden.

4. Zu Hause laden, wo möglich

Die mit Abstand günstigste Lademöglichkeit bleibt das Laden zu Hause an der eigenen Wallbox. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 0,35 Euro pro kWh (Stand: Juni 2025) kostet das Laden eines VW ID.3 für 100 Kilometer nur 7,46 Euro – etwa 40 Prozent weniger als ad hoc Laden an öffentlichen Schnellladern.

Noch günstiger wird es mit einem Autostromtarif oder dynamischen Stromtarif, bei dem Nachtstrom oft 10 bis 20 Prozent günstiger ist.

Tipp: Informieren Sie sich in unserem Artikel über die günstigsten Zeiten für Stromtarife, um Ihre Ladekosten zu Hause weiter zu senken.

5. Preise vor dem Laden vergleichen

Nutzen Sie Apps oder Webseiten, die Ladepreise transparent darstellen. Einige Plattformen zeigen Echtzeit-Preise verschiedener Anbieter an derselben Ladesäule an. Bei flexibler Routenplanung kann es sich lohnen, einen Umweg von wenigen Kilometern in Kauf zu nehmen, um an einer deutlich günstigeren Ladestation zu laden.

Positive Entwicklungen: Einige Anbieter senken ad hoc Preise

Nicht alle Nachrichten sind schlecht: Einige Ladeanbieter haben 2025 ihre ad hoc Preise gesenkt, um Elektromobilität zugänglicher zu machen.

Electra hat seit Oktober 2025 den ad hoc Preis an allen deutschen Standorten auf 0,49 Euro pro kWh gesenkt – unabhängig davon, ob man per App oder spontan mit Kreditkarte zahlt. „Erschwingliche Preise sind ein entscheidender Faktor, damit sich mehr Menschen für ein Elektroauto entscheiden", erklärt Paul Tonini, Country Manager von Electra Deutschland.

Allerdings ist diese Preissenkung zunächst als Aktion bis Ende November 2025 befristet. Ob sie dauerhaft bleibt, ist noch offen.

Hinweis: Solche Aktionspreise zeigen, dass Bewegung in den Markt kommt. Mit zunehmendem Wettbewerb und besserer Auslastung der Ladeinfrastruktur könnten die Preise mittelfristig weiter sinken.

Was fordern Verbraucherschützer und Politik?

Angesichts der Problematik hat der ADAC konkrete Forderungen formuliert:

1. Markttransparenzstelle beim Bundeskartellamt

Ähnlich wie bei Kraftstoffpreisen sollte eine Markttransparenzstelle die Ladepreise überwachen und für Transparenz sorgen. Dies hat sich am Kraftstoffmarkt bewährt und sollte auch beim Ladestrom eingeführt werden.

2. Faire Preisgestaltung beim ad hoc Laden

Ad hoc Laden dürfe nicht mehr als symbolisch teurer sein als vertragsbasierte Tarife. An Tankstellen zahlt man schließlich auch keinen Aufpreis, wenn man spontan mit Karte bezahlt.

3. Durchleitungsmodell statt Roaming

Die Monopolkommission schlägt ein Durchleitungsmodell vor: Dabei erhält jeder Energieversorger das Recht, eigenen Strom über die vorhandene Ladeinfrastruktur anzubieten. Dies würde echten Wettbewerb schaffen und die teuren Roaming-Entgelte überflüssig machen.

4. Verpflichtende Preisanzeige

Ladepreise sollten vor dem Ladevorgang klar und vergleichbar angezeigt werden – analog zu den Preistafeln an Tankstellen.

Kostenvergleich: ad hoc Laden vs. Verbrenner

Eine häufig gestellte Frage: Ist das ad hoc Laden eines E-Autos teurer als das Tanken eines Verbrenners?

Die Antwort lautet 2025: Ja, in vielen Fällen.

Für 100 Kilometer zahlt man:

  • Ad hoc Schnellladen (0,60 €/kWh): ca. 12,06 Euro
  • Super E10 (Durchschnitt März 2025): ca. 10,21 Euro

Damit ist ad hoc Laden an öffentlichen Schnellladern aktuell teurer als Benzin tanken. Diese Entwicklung gefährdet laut Experten die Akzeptanz der Elektromobilität.

Aber: Dieser Vergleich ist nur für ad hoc Laden relevant. Wer mit Ladetarif oder zu Hause lädt, fährt deutlich günstiger als mit einem Verbrenner. Eine vollständige Kostenberechnung finden Sie in unserem E-Auto Kostenrechner.

Besondere Situation: E-Auto laden ohne Ladekarte

In Ausnahmefällen – etwa im Urlaub oder bei unerwarteter Notwendigkeit – bleibt manchmal nur das ad hoc Laden. Hier einige Tipps für diese Situationen:

  1. Vergleichen Sie verschiedene Säulen in der Nähe: Oft stehen mehrere Anbieter zur Auswahl mit teils deutlich unterschiedlichen Preisen
  2. Nutzen Sie AC-Ladepunkte: Diese sind meist günstiger als Schnelllader
  3. Laden Sie außerhalb der Stoßzeiten: Einige Anbieter wie Tesla nutzen dynamische Preise – nachts oder am Wochenende ist Laden oft günstiger
  4. Registrieren Sie sich spontan per App: Viele Anbieter erlauben eine sofortige App-Registrierung, die bereits bessere Preise als reines ad hoc Laden bietet

THG-Prämie: Laden wird indirekt günstiger

Auch wenn das ad hoc Laden selbst teuer ist, können E-Fahrzeughalter:innen die Gesamtkosten durch die THG-Prämie reduzieren. 2025 können Sie bis zu 379 Euro für Ihr E-Auto erhalten, indem Sie die eingesparten CO₂-Emissionen verkaufen.

Die THG-Prämie funktioniert unkompliziert:

  1. Zulassungsbescheinigung Teil 1 hochladen
  2. Je nach Gewähltem THG-Modell (z.B. Variabel) Zertifizierung durch das Umweltbundesamt abwarten - anschließende Auszahlung. Bei (Express) direkte Auszahlung.

Bei emobility.energy können Sie zwischen verschiedenen Auszahlungsmodellen wählen – von garantierten 80 Euro bis zu flexiblen 379 Euro. Berechnen Sie Ihre persönliche Prämie mit unserem THG-Prämienrechner.

Tipp: Auch Besitzer:innen von E-Motorrädern und öffentlichen Ladepunkten können eine THG-Prämie beantragen.

Fazit: ad hoc Laden ist teuer, aber vermeidbar

Das spontane Laden ohne Vertrag ist 2025 nach wie vor deutlich teurer als vertragsbasierte Alternativen – teilweise um bis zu 62 Prozent. Die Ursachen liegen in fehlender Preistransparenz, lokalen Monopolen und intransparenten Roaming-Strukturen.

Die gute Nachricht: Mit minimaler Vorbereitung lassen sich die hohen Kosten oft vermeiden. Ein Ladetarif ohne Grundgebühr reicht bereits aus, um hunderte Euro jährlich zu sparen. Die Anmeldung ist unkompliziert und meist innerhalb von Minuten abgeschlossen.

Langfristig ist zu erwarten, dass der zunehmende Wettbewerb und politischer Druck die Preise auch für ad hoc Laden senken werden. Erste Anbieter wie Electra machen bereits vor, dass faire Preise möglich sind. Bis dahin gilt: Wer regelmäßig öffentlich lädt, sollte auf Ladekarten setzen und das teure ad hoc Laden vermeiden.

Für eine umfassende Kostenplanung nutzen Sie unseren E-Auto Ladekostenrechner und informieren Sie sich über kostenfreie Lademöglichkeiten.

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Bei Fragen steht Ihnen unser deutscher Kundenservice gerne zur Verfügung: hello@emobility.energy

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