Emissionshandel im EU-Vergleich: So funktioniert’s in Europa

Der EU-Emissionshandel (EU-ETS) ist das zentrale Klimaschutzinstrument Europas und funktioniert nach dem Cap-and-Trade-Prinzip. Aktuell bewegt sich der Preis für CO₂-Zertifikate (EU-ETS 1) im Herbst 2025 voraussichtlich im Bereich von 65 bis 75 Euro pro Tonne, nachdem er im Februar 2023 mit über 100 Euro ein Rekordhoch erreichte. Das System wurde 2005 eingerichtet und verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis 2030 die Treibhausgasemissionen erheblich zu senken und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Während alle EU-Mitgliedstaaten am EU-ETS teilnehmen, gibt es erhebliche Unterschiede bei nationalen Zusatzmaßnahmen und der Umsetzung.

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In diesem Artikel:

Was ist der EU-Emissionshandel?

Der Europäische Emissionshandel ist das weltweit erste und größte Emissionshandelssystem. Es deckt derzeit etwa 40 bis 45 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU ab. Das Grundprinzip ist einfach: Die Politik legt eine Obergrenze (Cap) für die Gesamtmenge an CO₂-Emissionen fest, die von regulierten Unternehmen ausgestoßen werden darf. Diese Menge wird Jahr für Jahr reduziert.

Unternehmen aus energieintensiven Branchen müssen für jede Tonne ausgestoßenes CO₂ ein Emissionszertifikat vorweisen. Diese Zertifikate können gehandelt werden (Trade) – wer seine Emissionen senkt, kann überschüssige Zertifikate verkaufen. Wer mehr ausstößt als erlaubt, muss Zertifikate zukaufen.

Die wichtigsten Sektoren im EU-ETS

Der Europäische Emissionshandel umfasst Treibhausgasemissionen aus Energie- und energieintensiven Industrieanlagen, des innereuropäischen Luftverkehrs sowie des Seeverkehrs. Konkret betrifft das:

  • Energiewirtschaft (Kraftwerke)
  • Stahl- und Metallindustrie
  • Zement- und Kalkproduktion
  • Raffinerien
  • Chemische Industrie
  • Luftverkehr innerhalb der EU
  • Seeverkehr (seit 2024)

Reform 2023: Fit-for-55 und verschärfte Ziele

Mit der jüngsten Reform ist der EU-Emissionshandel „fit-for-55" und neu ausgerichtet auf das europäische Klimaschutzziel, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. Die Reform bringt weitreichende Änderungen:

Verschärfte Reduktionsziele: Die Emissionen in den ETS-Sektoren müssen bis 2030 um 62 Prozent gegenüber 2005 gesenkt werden – ein Prozentpunkt mehr als ursprünglich von der EU-Kommission vorgeschlagen.

Neues System EU-ETS 2: Ab 2027 wird ein zweites Handelssystem für Gebäude und Straßenverkehr eingeführt. Die Emissionszertifikate im EU-ETS 2 sollen ab 2027 grundsätzlich versteigert werden. Um einen zu starken Preisanstieg zu verhindern, wurde jedoch ein Preisstabilitätsmechanismus mit einer Obergrenze von 45 Euro pro Tonne CO₂ in den ersten Jahren beschlossen, was direkte aber gedämpfte Auswirkungen auf Kraftstoff- und Heizkosten haben wird.

Abbau kostenloser Zertifikate: Die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten an Industrieunternehmen wird bis 2034 schrittweise abgebaut, um Anreize für Emissionsreduktionen zu schaffen.

Tipp: Der Verkauf von THG-Quoten aus Elektrofahrzeugen ist ein paralleles System zur Förderung der Elektromobilität. E-Auto-Halter:innen können ihre CO₂-Einsparungen monetarisieren – mehr dazu in unserem THG-Prämienrechner.

Emissionshandel im EU-Ländervergleich

Teilnehmende Länder

Neben den 27 EU-Mitgliedstaaten haben sich auch Norwegen, Island und Liechtenstein dem EU-Emissionshandel angeschlossen, womit insgesamt 30 Länder (EU-30) am System teilnehmen. Das Vereinigte Königreich hat nach dem Brexit ein eigenes nationales Emissionshandelssystem etabliert.

Die größten Emittenten

Deutschland, Frankreich, Italien und Polen verursachen zusammen etwa 57 Prozent der EU-Emissionen, wobei Deutschland allein über 22 Prozent beiträgt. Diese vier Länder spielen daher eine zentrale Rolle im EU-Emissionshandel.

Deutschland: Vorreiter mit nationaler CO₂-Steuer

Deutschland kombiniert den EU-ETS mit einem nationalen Emissionshandel für Verkehr und Gebäude, der bereits 2021 startete – also sechs Jahre vor dem EU-weiten ETS 2. Der deutsche CO₂-Preis liegt aktuell (seit 1. Januar 2025) bei 55 Euro pro Tonne und soll ab 2026 in die Versteigerungsphase mit einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro übergehen.

Besonderheit: Deutschland investiert einen Großteil der Einnahmen in Klimaschutzmaßnahmen und die Senkung der EEG-Umlage, um Stromkosten für Verbraucher:innen zu stabilisieren.

Frankreich: Fokus auf Kernenergie

Frankreich profitiert von seinem hohen Kernenergie-Anteil in der Stromerzeugung, was die CO₂-Emissionen im Energiesektor deutlich reduziert. Das Land setzt auf einen Mix aus EU-ETS und nationalen Vorschriften für Gebäude und Verkehr.

Besonderheit: Frankreichs Emissionen pro Kopf liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt, was dem Land mehr Spielraum bei der Zertifikat-Allokation verschafft.

Niederlande: Zusätzliche CO₂-Mindestpreis-Steuer

Die Niederlande implementieren eine nationale CO₂-Mindestpreis-Komponente (Steuer) für die Industrie. Diese sorgt dafür, dass der CO₂-Preis in der Industrie nicht unter einen bestimmten Wert fällt. Im Jahr 2025 liegt dieser nationale Preis bei rund 51 Euro pro Tonne CO₂ und soll bis 2030 auf 125 Euro ansteigen. Betroffen sind auch Unternehmen, die am EU-ETS teilnehmen.

Besonderheit: Diese Doppelbelastung schafft zusätzliche Anreize für niederländische Unternehmen, in klimafreundliche Technologien zu investieren.

Polen: Herausforderungen durch Kohleabhängigkeit

Polen hat mit den größten Herausforderungen im EU-ETS zu kämpfen, da die Wirtschaft stark von Kohleverstromung abhängig ist. Zwar muss Polen seine Nicht-ETS-Emissionen (wie Verkehr, Landwirtschaft, kleine Gebäude) nur um 7 Prozent gegenüber 2005 senken, da das Land ein niedrigeres BIP pro Kopf aufweist. Dennoch ist Polen aufgrund der Kohleabhängigkeit im ETS-Sektor (Kraftwerke und Großindustrie) besonders stark vom gemeinsamen EU-ETS-Reduktionsziel von 62 Prozent betroffen, was erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien erfordert.

Besonderheit: Polen erhält mehr kostenlose Zertifikate und längere Übergangsfristen, um den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten.

Skandinavien: Vorreiter beim Klimaschutz

Norwegen, Schweden und Dänemark kombinieren den EU-ETS mit nationalen CO₂-Steuern und zählen zu den ambitioniertesten Klimaschutz-Ländern. Schweden führte bereits 1991 eine CO₂-Steuer ein – lange vor dem EU-ETS.

Besonderheit: Hohe CO₂-Preise und umfassende Förderung erneuerbarer Energien führen zu überdurchschnittlich niedrigen Emissionen pro Kopf.

Preisentwicklung und Marktdynamik

Der Preis für Emissionszertifikate erreichte im Februar 2023 mit 100,34 Euro pro Tonne CO₂ ein Rekordhoch, sank aber bis Ende Februar 2024 auf 56 Euro. Diese Volatilität zeigt die Marktdynamik des Systems.

Einflussfaktoren auf den CO₂-Preis

  • Wirtschaftslage: In Rezessionsphasen sinkt die Nachfrage nach Zertifikaten
  • Energiepreise: Hohe Gas- oder Ölpreise können zu mehr Kohlenutzung führen
  • Politische Entscheidungen: Verschärfungen des Cap senken das Angebot
  • Technologischer Fortschritt: Günstigere grüne Technologien reduzieren Nachfrage
  • Wetter und Klima: Kalte Winter erhöhen den Heizbedarf

Prognosen für 2030 sehen eine Preisspanne von 100 bis 250 Euro, wobei der Durchschnitt bei 189 Euro liegt.

Hinweis: Diese Preissteigerungen werden sich direkt auf Energiekosten auswirken. E-Mobilität wird damit noch wirtschaftlicher – nutzen Sie unseren E-Auto Kostenrechner für einen Vergleich.

Was Deutschland von anderen EU-Ländern lernen kann

Von den Niederlanden: Klare Preissignale

Die niederländische Mindestpreis-Strategie schafft Planungssicherheit für Unternehmen. Ein fester CO₂-Mindestpreis würde auch in Deutschland Investitionen in grüne Technologien beschleunigen.

Von Frankreich: Diversifizierung der Energiequellen

Frankreichs niedriger Emissions-Fußabdruck im Stromsektor zeigt, wie wichtig ein vielfältiger Energiemix ist. Deutschland sollte neben Wind und Solar auch andere emissionsarme Technologien einbeziehen.

Von Skandinavien: Frühzeitiges Handeln zahlt sich aus

Die skandinavischen Länder zeigen, dass eine Kombination aus hohen CO₂-Preisen und gezielten Fördermaßnahmen die Transformation beschleunigt. Der frühe Start verschafft technologische Vorsprünge.

Von Polen: Strukturwandel sozialverträglich gestalten

Polens Herausforderungen mahnen, dass der Klimaschutz sozial abgefedert werden muss. Übergangshilfen und Umschulungsprogramme sind essentiell für die Akzeptanz.

EU-ETS 2: Was kommt ab 2027?

Ab 2027 wird der Emissionshandel auf Gebäude und Straßenverkehr ausgeweitet. Das bedeutet:

  • Für Haushalte: Heizkosten werden stärker an CO₂-Emissionen gekoppelt
  • Für Autofahrer:innen: Benzin und Diesel werden zusätzlich besteuert
  • Für E-Auto-Fahrer:innen: Weiterer Kostenvorteil gegenüber Verbrennern

Tipp: Bereiten Sie sich jetzt auf steigende Kraftstoffkosten vor. Ein Umstieg auf Elektromobilität wird sich noch mehr lohnen. Informieren Sie sich über E-Auto-Förderungen und die THG-Prämie.

Verbindung zur THG-Quote: Das deutsche System

Während der EU-ETS große Industrieanlagen reguliert, fördert die deutsche THG-Quote (Treibhausgasminderungsquote) die Elektromobilität. Mineralölunternehmen müssen ihre CO₂-Emissionen reduzieren oder Quoten von E-Auto-Halter:innen kaufen.

So funktioniert's:

  1. E-Auto-Halter:innen lassen ihre CO₂-Einsparung zertifizieren
  2. Diese Quote wird an quotenpflichtige Unternehmen verkauft
  3. Halter:innen erhalten eine THG-Prämie von bis zu 379 Euro

Das System ergänzt den EU-ETS perfekt und schafft direkte finanzielle Anreize für klimafreundliche Mobilität.

Hinweis: Die THG-Prämie gilt nicht nur für PKW – auch E-Motorräder, E-Busse und Ladepunkte können profitieren.

Wirtschaftliche Auswirkungen des EU-ETS

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland im EU-ETS 1 Auktionserlöse von rund 5,5 Milliarden Euro erzielt (Gesamteinnahmen in Deutschland inklusive nationalem ETS lagen bei circa 18,5 Milliarden Euro). Diese Einnahmen fließen in:

  • Klimaschutzprojekte und erneuerbare Energien
  • Modernisierung der Infrastruktur
  • Soziale Abfederung des Strukturwandels
  • Forschung und Entwicklung grüner Technologien

Der Energiesektor erlebt einen beschleunigten Wandel hin zu erneuerbaren Energien, wobei Länder wie Polen und Bulgarien aufgrund ihrer hohen Kohleabhängigkeit im Energiesektor die größte absolute Reduktionslast schultern müssen, um das EU-weite Ziel von 62 Prozent zu erreichen.

Kritik und Herausforderungen

Carbon Leakage

Die Gefahr, dass Unternehmen ihre Produktion in Länder ohne CO₂-Bepreisung verlagern, bleibt eine Herausforderung. Die EU reagiert mit dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), einer Art CO₂-Grenzsteuer.

Soziale Gerechtigkeit

Steigende Energiekosten treffen einkommensschwache Haushalte härter. EU-Staaten müssen sicherstellen, dass die Energiewende sozial gerecht gestaltet wird.

Komplexität und Bürokratie

Besonders für kleinere Unternehmen ist die Teilnahme am EU-ETS mit hohem administrativem Aufwand verbunden.

Ausblick: Die Zukunft des EU-Emissionshandels

Der EU-ETS wird bis 2030 und darüber hinaus das zentrale Klimaschutzinstrument bleiben. Die wichtigsten Trends:

  • Ausweitung auf weitere Sektoren: Nach Verkehr und Gebäuden könnten weitere Bereiche folgen
  • Steigende CO₂-Preise: Langfristig werden dreistellige Euro-Beträge pro Tonne erwartet
  • Internationale Vernetzung: Verknüpfung mit anderen Emissionshandelssystemen weltweit
  • Technologische Innovation: KI und Blockchain könnten Handel und Überwachung vereinfachen

Zusammenfassend: Ein Europa, viele Wege zum Klimaziel

Der EU-Emissionshandel vereint 30 Länder unter einem gemeinsamen Klimaschutzdach, doch die nationalen Strategien unterscheiden sich erheblich. Die Reform macht das System „fit-for-55" und richtet es auf das ehrgeizige Ziel aus, bis 2030 die Emissionen um mindestens 55 Prozent zu senken.

Deutschland kann von der niederländischen Preisklarheit, der französischen Energiediversität und der skandinavischen Vorreiterrolle lernen. Gleichzeitig zeigt Polen, wie wichtig soziale Abfederung beim Strukturwandel ist.

Für Verbraucher:innen bedeutet dies: Die Kosten für fossile Brennstoffe werden steigen, während Elektromobilität immer attraktiver wird. Wer heute auf E-Mobilität setzt, profitiert nicht nur von niedrigeren Betriebskosten, sondern auch von der THG-Prämie. Beantrage jetzt die THG-Prämie in nur 2 Minuten – schnell, unkompliziert und komplett digital.

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