Die Kostenfrage beim E-Auto laden
Wer ein E-Auto fährt oder den Kauf plant, stellt sich schnell eine entscheidende Frage: Lohnt sich eine eigene Wallbox oder reichen öffentliche Ladesäulen? Die Antwort ist meist eindeutig – aber es kommt zum Teil auf Ihr Fahrverhalten und Präferenzen sowie Möglichkeiten an.
Die Ladekosten machen einen erheblichen Teil der Betriebskosten eines E-Autos aus. Während Benzin- und Dieselpreise an jeder Tankstelle ähnlich sind, variieren die Stromkosten für E-Autos erheblich zwischen heimischem Laden und öffentlichen Ladesäulen.
Zu Hause laden: Die günstigste Option
Das Laden zu Hause ist in fast allen Fällen die kostengünstigste Variante. Mit den aktuellen Strompreisen 2025 zahlen Neukunden bei günstigen Tarifen nur 27-29 Cent pro kWh. Selbst Bestandskunden in älteren Verträgen kommen meist nicht über 35 Cent pro kWh.
Rechenbeispiel für zu Hause:
- VW ID.3 (Verbrauch: 16 kWh/100 km)
- Strompreis: 30 Cent/kWh
- Kosten pro 100 km: 4,80 Euro
- Kosten bei 15.000 km/Jahr: 720 Euro
Vorteile des Heimladens:
- Günstigster Strompreis
- Bequemes Laden über Nacht
- Volle Kontrolle über Ladezeiten
- Nutzung von Nachtstromtarifen möglich
- Kombination mit eigener Photovoltaikanlage
Tipp: Mit einem speziellen Autostromtarif können Sie noch günstiger laden. Diese Tarife sind oft 2-5 Cent pro kWh billiger als normale Haushaltstarife.
Wallbox-Installation: Einmalige Investition mit langfristiger Ersparnis
Eine Wallbox kostet zwischen 500 und 1.500 Euro, die Installation weitere 500 bis 3.000 Euro – abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Diese Investition amortisiert sich jedoch schnell, wenn Sie regelmäßig fahren.
Amortisationsrechner:
- Wallbox + Installation: 2.000 Euro (Durchschnitt)
- Mögliche Ersparnisse gegenüber öffentlichem Laden: 600-900 Euro/Jahr
- Amortisation: 2-3 Jahre
Verschiedene Bundesländer fördern Wallbox-Installationen. Baden-Württemberg bietet beispielsweise bis zu 2.500 Euro Zuschuss für öffentlich zugängliche Ladepunkte in Wohnungseigentümergemeinschaften.
Öffentliches Laden: Teurer, aber flexibel
Öffentliche Ladesäulen sind deutlich teurer. Die aktuellen Durchschnittspreise 2025 liegen aktuell bei 57 Cent pro kWh für AC-Laden und 65 Cent pro kWh für DC-Schnellladen. An manchen Standorten zahlen Sie sogar über 80 Cent pro kWh.
Rechenbeispiel öffentlich:
- VW ID.3 (Verbrauch: 16 kWh/100 km)
- Durchschnittspreis öffentlich: 60 Cent/kWh
- Kosten pro 100 km: 9,60 Euro
- Kosten bei 15.000 km/Jahr: 1.440 Euro
Unterschied zwischen AC und DC:
- AC-Laden (Wechselstrom): Langsameres Laden (3,7-22 kW), günstiger
- DC-Schnellladen: Schnelles Laden (50-350 kW), teurer aber zeitsparend
Hinweis: Schnellladestationen sind besonders teuer, da sie hohe Infrastrukturkosten haben. Nutzen Sie diese hauptsächlich für längere Reisen.
Ladekarten und Tarife: Der Tarif-Dschungel
Bei über 50 verschiedenen Ladekarten-Anbietern den Überblick zu behalten ist schwierig. Die Preise variieren stark je nach Anbieter und Standort.
Die günstigsten öffentlichen Ladetarife 2025 (Stand: September 2025):
- Lichtblick FahrStrom Vorteil: 44 Cent/kWh (AC)
- EnBW Ladetarif L: 45 Cent/kWh (AC, mit 17,99 Euro Grundgebühr)
- Maingau für Kunden: 49 Cent/kWh (AC)
- EWE Go: 49 Cent/kWh (ohne Grundgebühr)
Für gelegentliches Laden ohne Grundgebühr sind Tarife wie EWE Go oder ADAC e-Charge empfehlenswert. Bei regelmäßigem Laden lohnen sich Tarife mit Grundgebühr oft mehr.
Hybridlösung: Das Beste aus beiden Welten
Die ideale Lösung für die meisten E-Auto-Fahrer:innen ist eine Kombination aus beidem:
- 80-90% der Ladevorgänge zu Hause (günstig, bequem)
- 10-20% unterwegs (Flexibilität für längere Strecken)
Diese Hybridstrategie minimiert die Ladekosten und bietet maximale Flexibilität. Für Hausbesitzer:innen oder Mieter:innen mit fester Parkmöglichkeit ist eine Wallbox daher fast immer die richtige Investition.
Photovoltaik: Der Königsweg zum günstigen Laden
Mit einer eigenen Photovoltaikanlage sinken die Ladekosten nochmals drastisch. Der selbst produzierte Solarstrom kostet nur die entgangene Einspeisevergütung von etwa 8 Cent pro kWh.
Solarstrom-Rechnung:
- VW ID.3 mit PV-Strom: 1,28 Euro pro 100 km
- Ersparnis gegenüber Netzstrom: ca. 3,52 Euro pro 100 km
- Jährliche Ersparnis bei 15.000 km: 528 Euro zusätzlich
Wer tagsüber arbeitet, kann mit einem Batteriespeicher oder intelligentem Lademanagement auch den nachts geladenen Strom aus der eigenen PV-Anlage nutzen.
Intelligentes Laden: Zeit ist Geld
Moderne E-Autos und Wallboxen unterstützen intelligentes Laden. Dabei wird das Fahrzeug automatisch dann geladen, wenn der Strom besonders günstig ist – meist nachts oder bei viel Windstrom.
Vorteile intelligenten Ladens:
- 10-20% Kostenersparnis durch zeitoptimiertes Laden
- Netzstabilität durch flexible Lasten
- Optimaler Eigenverbrauch bei PV-Anlagen
- Komfortable Steuerung per App
Mit dynamischen Stromtarifen können Sie von stündlich schwankenden Strompreisen profitieren und Ihr E-Auto automatisch dann laden lassen, wenn Strom besonders günstig ist.
Ladeverhalten optimieren: Praktische Tipps
Zu Hause:
- Nutzen Sie Nachtstromtarife oder zeitvariable Tarife
- Laden Sie möglichst mit eigenem Solarstrom
- Vermeiden Sie vollständige Entladung der Batterie
- Planen Sie Ladevorgänge intelligent
Unterwegs:
- Nutzen Sie Ladekarten mit günstigen Konditionen
- Vermeiden Sie Ad-hoc-Laden ohne Vertrag
- Planen Sie Ladestopps an günstigeren AC-Säulen
- Laden Sie nur so viel wie nötig für die nächste Etappe
Tipp: Laden Sie Ihr E-Auto zu Hause nie auf 100%, sondern nur auf 80-90%. Das schont die Batterie und Sie benötigen weniger Ladezeit.
Realistische Kostenbetrachtung
Für eine durchschnittliche Jahresfahrleistung von 15.000 km ergeben sich folgende Gesamtkosten:
- Nur zu Hause laden: 720-900 Euro/Jahr
- Nur öffentlich laden: 1.200-1.600 Euro/Jahr
- Hybridlösung (80/20): 800-1.100 Euro/Jahr
- Mit PV-Anlage: 400-600 Euro/Jahr
Berücksichtigen Sie auch die Wallbox-Investition von etwa 2.000 Euro, die sich bei regelmäßiger Nutzung binnen 2-3 Jahren amortisiert.
Fazit: Zu Hause gewinnt klar
Das Laden zu Hause ist nicht nur deutlich günstiger, sondern auch bequemer. Mit einer eigenen Wallbox sparen Sie jährlich 600-900 Euro pro Jahr gegenüber dem ausschließlichen Laden an öffentlichen Säulen. Die Anfangsinvestition amortisiert sich schnell.
Für optimale Kosteneffizienz empfiehlt sich die Kombination aus heimischem Laden für den Alltag und öffentlichen Ladesäulen für längere Strecken. Mit intelligentem Lademanagement und eigener Photovoltaik können Sie die Kosten nochmals erheblich senken.
Die öffentliche Ladeinfrastruktur bleibt wichtig für die Flexibilität – aber für regelmäßige E-Auto-Fahrer:innen führt kein Weg an einer eigenen Lademöglichkeit vorbei.
Berechnen Sie Ihre individuellen Ladekosten
Wie viel kostet das Laden Ihres E-Autos wirklich? Mit unserem E-Auto Ladekostenrechner können Sie Ihre persönlichen Ladekosten berechnen und verschiedene Szenarien vergleichen.
Haben Sie Fragen zu Ladetarifen oder Möglichkeiten? Schreiben Sie uns: hello@emobility.energy
Besuchte Quellen:
- Quelle – Besucht am (06.10.2025 - 12:58 Uhr): https://www.autobild.de/artikel/stromkosten-e-auto-oeffentlich-laden-19438557.html